Molekulargenetik in der Hundezucht
Weimaraner Klub e.V. = Verein zur Züchtung des Weimaraners publizierte auf ihrer Website (weimaraner-klub-ev.de) einen sehr spannenden Artikel von GFK Forschung für den Hund (Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V.) zu dem Thema „Molekulargenetik in der Hundezucht“, den wir äußerst spannend fanden! Zwei Fachexperten auf diesem Gebiet, Prof. Dr. Jörg T. Epplen und Dipl. Biol. Tanja Lippman behandeln dabei sehr kompetent Themen wie Entwicklung der Forschung bei Genetik eines Hundes, Bedeutung der DNA Test bei Hunden, genetische Variabiliät bei Hunden allgemein und konkrete Untersuchungen bei der Rasse Weimaraner
Molekulargenetik
Die Molekulargenetik hat in den letzten Jahren eine extreme Entwicklung durchgemacht von der auch der bester Freund des Menschen, der Hund, profitierte. Mittlerweile ist auch das Genom des Hundes nahezu komplett aufgeklärt und verantwortungsvolle Züchter haben längst eingesehen, dass moderne genetische Einsichten in der heutigen Hundezucht eine wichtige Rolle spielen.
Abstammungs- und Identitätfragen bzw. welche Fellfarbe bei einem Hund zu erwarten ist, sind oftmals bereits genetisch abklärbar.
Auch einige krankheitsverursachende Veränderungen im Erbgut eines Hundes sind mittlerweile molekulargenetisch diagnostizierter und auch die Folgen einer hohen Inzuchtrate lassen sich auf die genetische Variabilität einer Rasse untersuchen.
Erbkrankheiten
Erbkrankheiten sind Erkrankungen , die im engeren Sinn auf Mutationen im Erbgut beruhen und diese von Eltern auf ihr Nachkommen übertragen werden.
Oftmals (bei einer rezessiv vererbten Erkrankung) führt diese bei einem Hund nicht zum Ausbruch. Der Hund fungiert bei dieser Form als Überträger. Erst wenn sowohl die Mutter, als auch der Vater die Genmutationen in sich tragen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 25%, dass die Krankheit auch tatsächlich ausbricht.
Ein züchterisches Problem liegt bei dieser rezessiven Variante darin, dass man es dem Hund nicht ansieht ob er als Träger dieser Erbkrankheiten fungiert. Hier können nur spezielle DNA-Tests helfen.
DNA-Tests
Die häufigste und sicherste Diagnostik ist die sogenannte molekulargenetische Diagnostik. Im Vergleich zu anderen Verfahren kann sie in jedem Alter , also schon lange vor der Ausbruch der Erkrankung gestellt werden. Somit können bereits Welpen gezielt für eine Zucht ausgewählt werden bzw. es wird darauf geachtet, dass bei einer Zucht ein Hund, der als Träger einer Erbkrankheit fungiert definitiv mit einem gesunden Hund gekreuzt wird.
Die DNA Tests werden auf zwei Prinzipien der Gendiagnostik aufgeteilt:
Direkte Gendiagnostik: dabei wird die krankheitsverursachende Mutation direkt identifiziert.
Indirekte Gendiagnostik: dabei ist das betroffene Gen meist noch nicht bekannt, aber die krankheitsverursachende Mutation ist mit einem genetischen Marker ganz eng verknüpft. Diese Koppelung konnte durch Analysen von informativen Hundefamilien geklärt werden. So ist es möglich, über diesen Marker zu diagnostizieren, ob bei dem untersuchten Hund die Krankheit ausbricht oder ob er Gesund bleiben wird.
Mit Hilfe von molekulargenetichen Diagnostik in der Hundezucht kann es zukünftig gelingen, die Erbkrankheiten, für die DNA-Test entwickelt werden, aus den jeweiligen Rassen "herauszuzüchten". Durch Testung aller in der Zucht stehenden Hunde ist gezielte Verpackung möglich, die verhindert, dass in der Nachkommengeneration betroffene Hunde auftreten. Jedoch sollten gerade in kleinen Rassen in den ersten Generationen, nachdem ein DNA-Test zur Verfügung steht, auf die Verpaarung mit einem "gesunden" dh. mit Erbkrankheit befreiten Hund, geachtet werden.
Die Kosten für so einen DNA-Test, von ca. 50 - 150 €, sind unserer Meinung nach eher überschaubar, wenn man bedenkt, welches Nutzen sie mit sich bringen
Genetische Variabilität
Der langwierige Vorgang der Domestikation des Hundes hat Veränderungen bezüglich der genetischen Information des domestizierten Tieres zur Folge.
Störende oder im Hausstand nicht notwendige Gene können verloren gehen. Andere, nunmehr für die neue Lebensform nützliche Merkmale können sich in gezüchteten Populationen durchsetzen. In der Zeit der Rassegründung bestanden die züchterischen Aufgaben darin, erwünschte Eigenschaften in den Rassen zu etablieren. Der Rassehund ist also ein Kunstprodukt: der Mensch definiert das Zuchtziel, nämlich die rassetypischen, erwünschten Eigenschaften. Der Züchter erreicht dieses Ziel, indem er versucht, durch Inzucht ein gewünschtes Merkmal nach relativ wenigen Generationen im Erscheinungsbild (phänotypisch) zu etablieren. Dies hat zur Folge, dass der Rassehund zwingend einen hohen Grad an Homozygotie besitzt, vor allem in Bezug auf die rassetypischen Eigenschaften. Ohne dieses Phänomen gäbe es keine Rassen. Es steigt dabei jedoch auch die Gefahr, dass sich Erbkrankheiten in der Population ausbreiten, eine genetische Variabilitlät der Pupulation eingeschränkt wird und diese letztlich auch zur sog. Inzuchtdepression führen könnte.
Typische Anzeichen einer Inzuchtdepression ist das Absinken der „Fitness“ und der Rückgang der Vitalität. Die Fitness beschreibt also den Fortpflanzungserfolg eines Individuums oder einer Population.
In letzter Zeit sind aber leider z.B. Immunschwächen als Auslöser von Erkrankungen in einigen Rassen nicht mehr zu übersehen.
Wie kann die genetische Variabilität erhalten bzw. zurückgewonnen werden? Wichtig sind hier eine Vermehrung des Zuchttierbestands mit koordinierter Auszucht, Absenkung der Inzuchtkoeffizienten durch Paarung von einander genetisch fern stehenden Tieren, sowie die Vermeidung des wiederholten Einsatzes von nur wenigen Deckrüden. Dies sind die wichtigsten Maßnahmen zur Erhaltung noch vorharhandener „Erbgesundheit“
Moleulargenetische Untersuchungen bei Weimaraner
Für die Rasse der Weimaraner konnten molekulargenetische Untersuchungen nachweisen, dass solche Maßnahmen tatsächlich die genetische Variabilität einer Zuchtpopulation erhöhen. Miteinander verglichen wurden die Langhaar- und Kurzhaarweimaraner, von denen letztere angeblich die ältere und größere Population bilden.
Obwohl die Langhaarweimaraner aus den kurzhaarigen hervorgegangen sind, konnten die molekulargenetischen Untersuchungen von 6 molekulargenetischen Markern zeigen, dass gezielte Verpaarung möglichst nur entfernt verwandter Tiere und die ständige Einkreuzung von Kurzhaarweimaranern zur Verbreitung der Zuchtbasis geführt haben. Damit weisen Langhaarweimaraner höhere Heterozygotieraten und höhere genetische Variabilität auf. Somit kann schon innerhalb weniger Generationen nachweislich durch die Vermeidung von Inzucht, Linienzucht bzw. zu geringe Zuchtbasis und zu wenige Deckrüden einer Inzuchtdepression innerhalb einer Rasse entgegengewirkt werden.
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